Selbsttäuschung

Der Lernprozess wird seit über 100 Jahren erforscht. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass Lernende oft ihren Lernerfolg falsch einschätzen (Metakognition) und ineffektive Lernstrategien nutzen, da effektive Methoden als schwer und langsam wahrgenommen werden.

Leichtes Lernen ist wie Schreiben im Sand – es verschwindet schnell. Schwieriges Lernen ist wie Ritzen in den Fels – es bleibt langfristig bestehen.

Effektive Lernmethoden finden selten Eingang in Lehrpläne. Viele Studierende nutzen weiterhin ineffektive Methoden wie mehrfaches Lesen oder Textmarkieren, die zwar produktiv erscheinen, aber bei gleichem Zeitaufwand nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Effizientere Strategien ermöglichen schnelleres und nachhaltigeres Lernen.

Auch das Schreiben von Zusammenfassungen ist oft ineffizient, da der Lernerfolg stark von der Qualität der Zusammenfassung abhängt. Nur gezielt und reflektiert angewandt, können solche Methoden wirklich effektiv sein.

Ineffektive Lernmethoden

Active Recall

Die effektivste Lernmethode, die über 100 Jahre Forschung hervorgebracht hat, erfordert ein Umdenken im Lernprozess.

Viele glauben, Lernen bestehe darin, Informationen aufzunehmen, erleben aber oft, dass sie nach Vorträgen und dem Lesen von Büchern wenig behalten. Der Schlüssel liegt im Active Recall: Wissen aktiv aus dem Gedächtnis abzurufen, um neue Synapsen zu bilden und bestehende Verbindungen zu festigen.

In unseren Vorträgen bieten wir Ratschläge und Beispiele zum Active Recall und wenden diese Methode direkt auf die vermittelten Inhalte an.

Spacing

Spacing ist eine Lernmethode, bei der Lerneinheiten durch zeitliche Abstände getrennt werden, anstatt intensives „Cramming“ zu verwenden. Diese Methode verbessert die Speicherung im Langzeitgedächtnis und ermöglicht besseren Abruf.

Der Spacing-Effekt wirkt in allen Altersklassen und Anwendungsbereichen.

Obwohl die neuronalen Prozesse und das optimale Intervall für den größten Lernerfolg noch nicht vollständig verstanden sind, zeigen Studien, dass Zeitabstände von wenigen Sekunden bis zu Wochen langfristige Lernleistungen fördern.

Interleaving

Interleaving ist eine anwendungsorientierte Lernmethode, die ursprünglich im Sport untersucht wurde und zunehmend an Bedeutung für Fähigkeiten und kognitives Lernen gewinnt.

Dabei werden verschiedene Themen oder Fächer abwechselnd statt blockweise gelernt, was die Langzeitretention fördert und die Anwendung des Gelernten in unterschiedlichen Situationen unterstützt.

Wir bieten Anwendungsratschläge und vermeiden typische Fehler. Bei richtiger Anwendung kann Interleaving den Lernerfolg erheblich steigern.

Variation

Lernen ist effektiver, wenn es variiert wird. Eine Studie mit 8-Jährigen zeigte, dass Kinder, die abwechselnd auf verschiedene Distanzziele trainierten, beim Wurf auf ein 90 cm entferntes Ziel besser abschnitten als die Gruppe, die nur dieses Ziel übte¹.

Dies gilt nicht nur für motorisches, sondern auch für kognitives Lernen. Variationen der Umgebung führen zu besseren Lernergebnissen. Weitere Anwendungstipps bieten wir in unseren Vorträgen und Workshops.

¹Kerr R, Booth B. Specific and varied practice of motor skill. Percept Mot Skills. 1978